1.5 Eltern für Kinder

Wer Kinder beobachtet, nimmt wahr, dass sie in der gesamten Zeit ihrer Prägung ihre beiden Eltern brauchen. Sie wollen und benötigen die Liebe, das Vorbild und die Unterstützung von jedem von ihnen. Leben kann man zwar auch mit nur einem seiner Eltern. Aber es ist ein anderes Leben, und es ist eingeschränkter; denn mit dem Verlust eines seiner Eltern geht dem Kind dauerhaft etwas verloren. Es ist ein Grundübel des heutigen Umgangs mit Familien, dass Kindern das Schicksal Alleinerziehung ohne Not und ohne Berücksichtigung ihrer Interessen auferlegt wird. Eltern, denen das Wohl ihrer Kinder wirklich am Herzen liegt, tun ihnen das nicht an.

Wenn sich Paare für ein Kind entscheiden, sollten sie sich darüber einig sein, dass sie mindestens 15 Jahre lang dem Kind gemeinsam Vater und Mutter sein werden. Das muss unbedingt auch über eine Trennung oder Scheidung hinaus gelten; denn den eigenen Vater und die eigene Mutter kann dem Kind niemand ersetzen, auch nicht des Vaters oder der Mutter neuer Partner, den es anerkennen und achten mag. Jenseits des Alters von 15 Jahren kann das Kind in der Regel selbst für sich sorgen und den Kontakt mit jedem seiner beiden Eltern aufrecht erhalten, vorausgesetzt, es wird daran nicht durch einen besitzergreifenden, klammernden und manipulierenden Elternteil gehindert.

In der Betreuung eines Kindes steht an erster Stelle die Aufgabe, alles für sein Überleben zu tun. Soweit es um Essen, Trinken und Kleidung geht, ist das mit den verfügbaren Hilfen nicht schwer. Mehr Sorgfalt und Einsatz sind nötig, um alle Risiken zu vermeiden, die zu einer Gefahr für das Leben werden könnten. Lebenswichtig ist auch die Zuwendung der Eltern, die dem Kind das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit gibt. Es sollte in dem Bewusstsein aufwachsen, dass es ein erwünschtes und wertvolles Mitglied seiner Familie und der größeren Gemeinschaft ist.

Die Eltern sind für das Kind Vorbilder. Ihnen eifert es nach, sie kopiert es ohne ihr Zutun, ja ohne ihr Wissen. Zu den kopierten Inhalten gehören auch Emotionen und komplexe Handlungsabläufe. Weiterhin gehört dazu, was die Eltern in ihrer Kindheit von ihren Eltern aufgenommen haben und nun unwissentlich an die nächste Generation weiterreichen. Was das Kind dabei lernt, wird während seines ganzen weiteren Lebens sein Denken und Handeln bestimmen.

Weil die Eltern das nicht bemerken, pflegen sie anderen Dingen in der Kindererziehung mehr Aufmerksamkeit zu schenken, etwa dem Beherrschen von Sprache und Körperfunktionen, dem Singen und Spielen, dem Erwerben von Basiskenntnissen wie Lesen und Schreiben, dem Sozialverhalten, religiösen und weltanschaulichen Glaubenssätzen. Bei diesen Lerninhalten sind Kinder nicht auf ihre Eltern angewiesen, die können sie sich auch im Kindergarten, in der Schule, in Vereinen und im Leben selbst aneignen. Eltern könnten daraus die Konsequenz ziehen, sich weniger intensiv um die Erziehung ihrer Kinder zu bemühen. Wichtig sind sie für das Kind auch dann, wenn sie ohne Bemühen nur sie selbst sind und für das Kind erreichbar sind. Der Pädagoge Friedrich Fröbel drückte das so aus: „Erziehung ist Beispiel und Liebe, sonst nichts“.

Dass Kinder ungefragt auch für die Eltern Leistungen erbringen, beschreibt die Seite Kinder für Eltern.