Im Umgang von Menschen miteinander spielt Macht eine große Rolle. Wer Macht hat, kann das Denken und Tun von denen bestimmen, die sie nicht haben. Zur Macht gehört, dass der Mächtige seine Entscheidungen mit Gewalt oder ihrer Androhung durchsetzen kann.
Das größte Gewaltpotential liegt beim Staat. Er beansprucht das Monopol für den Einsatz von Gewalt und untersagt die Gewaltanwendung durch Privatpersonen und nicht-staatliche Organisationen. Wer legal nach Macht und Gewalt strebt, begibt sich entweder in staatliche Dienste, oder er gewinnt die Machthaber im Staat, damit sie ihre Entscheidungen in seinem Sinne treffen.
Macht über Familien hatten lange Zeit die christlichen Kirchen. Die nahm ihnen der Staat ab, berücksichtigte aber weitgehend katholische Vorstellungen und Wünsche bei der Formulierung der Familiengesetze und den Entscheidungen der Familiengerichte. Wie schon zuvor den Kirchen ist auch dem Staat zu seinen Familien nicht mehr eingefallen als Macht und Gewalt.
Die gibt es auch innerhalb von Familien. Dabei hat Mann Macht über Frau, Eltern über Kinder, ältere Geschwister über jüngere. Immerhin hat man die Anwendung von Gewalt in der Familie eingeschränkt, so die von Eltern gegen Kinder oder von Mann gegen Frau. Die von Frau gegen Mann wird dagegen nicht zur Kenntnis genommen oder sogar, wenn sie sich staatlicher Gewalt bedient, unterstützt. Was beim Einsatz von Macht und Gewalt in Familien herauskommt, ist Macht und Gewalt in der nächsten Generation.
Menschen können anders miteinander umgehen als durch Macht und Gewalt. Das erklärte vor 2000 Jahren ein junger Mann in Palästina seinen Mitmenschen und stieß damit auf großes Interesse. Die religiösen Führer sahen darin eine Bedrohung ihrer Macht und ließen ihn dank ihrer guten Beziehungen zu den römischen Besatzern umbringen. Auf ihn berief sich zwar die nach seinem Tod gegründete christliche Kirche, ließ aber seine Botschaft vom Macht- und Gewaltverzicht unbeachtet. Das beschreibt anschaulich Dostojewski in seiner Erzählung vom Großinquisitor.
Diese Internetseite befürwortet die Machtkompetenzen und das Gewaltmonopol des Staates. Das gilt aber nur dann, wenn sie zurückhaltend eingesetzt werden und nicht dem Machtstreben und Gewaltbedürfnis ermächtigter Personen oder einflussreicher Gruppen dienen. Diese Voraussetzungen sind gegenwärtig im Bereich der deutschen Familienpolitik und -justiz nicht gegeben.
Heutige Familien brauchen nicht Macht und Gewalt. Sie brauchen mehr Partnerschaft, und die gibt es nur mit einer besseren Gleichstellung von Mann und Frau. Sie brauchen gegenseitiges Vertrauen der Partner, und das sollte wirklich lebenslang Bestand haben. Sie brauchen mehr elterliche Fürsorge für die Kinder, und die sollten nicht als Vorwand für staatliches Eingreifen in die Familien benutzt werden. All das ist gegenwärtig vom Staat nicht zu haben. Bis das anders wird, müssen Partner und Eltern ihre Familie ohne den Staat selber machen.